Saturday, August 20, 2011

Ludwig Siep reviews Axel Honneth

In "Die Zeit" (August 18, 2011), Professor Ludwig Siep reviews "Das Recht der Freiheit. Grundriß einer demokratischen Sittlichkeit" (Suhrkamp, 2011) by Axel Honneth:

Review: "Wir sind dreifach frei"

Excerpt:
"Gibt es einen Leitfaden, nach dem man Fortschritte und Rückschritte in der europäischen Geschichte der beiden letzten Jahrhunderte beurteilen kann? Ist eine "normative Rekonstruktion" der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte aus philosophischer Sicht möglich? Der Frankfurter Philosoph Axel Honneth findet diesen Leitfaden bei Hegel. Während Habermas die Maßstäbe der kritischen Gesellschaftstheorie in einer sprachphilosophischen Transformation Kants neu formulierte, geht Honneth auf Hegels Kantkritik und seine Historisierung der Vernunft zurück. Auch für Honneth kann man moralische Normen und Gerechtigkeitsvorstellungen nicht durch hypothetische Diskurse oder Vertragsmodelle, wie etwa bei Rawls, rechtfertigen. Man hat keine Argumente, wenn man ganz von den Werten der Institutionen absieht, in denen man lebt. Diese wiederum sind ohne das Verständnis ihrer historischen Entwicklung weder zu verstehen noch zu rechtfertigen. Honneth plädiert fur eine materiale und historische Gerechtigkeits- und Freiheitstheorie. [....] Für Honneth ist die entscheidende Wertvoraussetzung der Moderne die Freiheit in drei Bedeutungen: als gleiches Recht eines jeden Menschen auf bestimmte Grundrechte, als Anspruch auf das eigene autonome Urteil über moralische Normen und als "soziale Freiheit".

Abstract (from "Perlentaucher"):
"Sehr eingehend widmet sich der in Münster Philosophie lehrende Ludwig Siep diesem Buch seines Frankfurter Kollegen Axel Honneth, der darin mit Rückgriff auf den späten Hegel die modernen Gesellschaften auf die Entwicklung der Freiheit abklopft, auf gleiches Recht, die Autonomie des Urteils und die soziale Freiheit. Beeindruckt zeigt sich Siep davon, wie kompakt Honneth die gesamte Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts rekonstruiert und dabei Fort- und Rückschritte in den Sphären Familie, Arbeit und Politik unter die Lupe nimmt. Dabei kommt Honneth zu dem auch für den Rezensenten überraschenden Ergebnis, dass Fortschritte in Bezug auf Freiheit, Gleichberechtigung und wechselseitige Anerkennung eigentlich nur in der privaten Sphäre erreicht wurden, während in Ökonomie und Politik die Spielräume kleiner wurden. So viel zum Sittenverfall! Siep ist nicht mit allen Schlüssen, die Honneth zieht, einverstanden, auch seine konfliktfreie Sicht auf die Anerkennung findet Siep diskutabel, aber er schätzt das Werk schon deshalb, weil ihm das Kunststück, den späten Hegel für eine moderne Gesellschaftskritik zu revitalisieren."

See my previous post on Axel Honneth's new book here.

Ludwig Siep is Professor of Philosophy at the University of Münster. He is the author of "Anerkennung als Prinzip der praktischen Philosophie " (Alber, 1979) and "Konkrete Ethik: Grundlagen der Natur- und Kulturethik" (Suhrkamp, 2003).

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