Saturday, September 17, 2011

Reports from the 22nd German Congress of Philosophy

Reports from the 22nd German Congress of Philosophy, September 12-15, 2011, at Munich University:

*Jan Küveler - "Einhörner auf der Rückseite des Mondes"
(Die Welt, September 16, 2011)

*Christian Schlüter - "O'zapft is!"
(Frankfurter Rundschau, September 17, 2011)

*jsl/ansc/crab/birn - "Trommeln für die Menschenrechte"
(Süddeutsche Zeitung, September 17, 2011) [Not available online]

*Uwe Justus Wenzel - "Im Raum der Gründe"
(Neue Zürcher Zeitung, September 21, 2011)


Excerpt from "Süddeutsche Zeitung":
"Wie immer man die Wende im Alterswerk des berühmtesten lebenden deutschen Philosophen Jürgen Habermas bezeichnen will - religionsfreundlich, kulturalistisch, wertkonservativ - , im Abschlusssvortrag des Münchner Kongresses erfuhr sie eine geradezu spektakuläre neue Ausprägung. Denn Habermas entwarf in der von Aufmerksamheit berstenden Großen Aula der Universität nichts Geringeres als eine Theorie über die Entstehung von Sprache und Kultur.

Kurzfassung einer langen Geschichte: Nur aus dem religiösen Ritual des Frühmenschen könne die Symbolsprache entstanden sein, und durch dieses "intersubjektive Erlebnis", so Habermas, sei erst die menschliche Vergesellschaftung möglich geworden. Im Ritual hat sich demnach die folgenreiche "Verkörperung von Gründen" - so der Titel des Vortrags - vollzogen: eine gemeinschaftlicher Bezugspunkt, der, im Gegensatz zur frei flottierenden Alltagspraxis, der Problematisierung enthoben ist und so "gesellschaftliche Solidarität und übersubjektiven Geist" stiftet. Aus dieser "archaischen Quelle" speise sich die Sprache sowie jede normative und kulturelle Tradition. Und dies bedeutet für den politischen Denker Jürgen Habermas, dass wir auch heute bei allem "diskursiven Fluss der Alltagskommunikation" dem normativen Traditionsbestand "Demokratie und Menschenrechte" dieselbe Ehrfurcht entgegenbringen oder entgegenbringen sollten, wie sie der ululierende Steinzeitmensch beim Tanz um den Altar empfand. [....] Für die Diskursethik, die heute weltweit wirknungsreichste Demokratietheorie überhaupt, heißt das: Das Gute manifestiert sich nicht mehr nur im Diskurs selber, es braucht jetzt auch ein heiliges Zentrum, das niemand hinterfragt. [....]

Verblüffend, wie schnell und unmerklich Jürgen Habermas inzwischen von "Religion" zu "Normativität", "Institution" und "Tradition" gelangt, als wäre alles dasselbe. [....] Vom alten Götterkult bis zum Grundgesetz: So, wie Habermas in München von "Konsolidierung", "Dogmatisierung", "Kanon", "Prägekraft der Tradition" sprach, klang er schon ein bisschen wie seine einstigen liberalkonservativen Gegner. Jürgen Habermas früher und heute - das ist offenbar, wenn beide den Vergleich erlauben, eine Entwicklung fast wie vom frühen zum späten Platon. Der große Schlussapplaus des Münchner Publikums galt denn auch nicht einem Argument, sondern auch einem alten Weisen." [jsl]

Excerpt from "Frankfurter Rundschau":
"Als Jürgen Habermas zum Abschluss der Tagung noch einmal betonte, dass er nicht Teilnehmer am religiösen Sprachspiel sei, und fragte, ob denn „Religionen auf einen Philosophenkongress gehören“, hielt er sich dennoch eine Hintertür offen: Nicht nur in Hinblick auf die Beschäftigung mit der Kunst, sondern auch in den opaken Niederungen der Lebenswelt ringe die Philosophie, obwohl die diskursive Vernunft ihr Zentrum sei, stets aufs Neue mit dem Außersprachlichen."

See my previous post on the event here.


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