Monday, October 13, 2014

Conference in Beijing on "Publicity and Public Sphere"

An international conference on "Publicity and Public Sphere" was held in Beijing on October 8-10, 2014. 

Among the participants were Hauke Brunkhorst (Frensburg), Robin Celikates (Amsterdam), Han Shuifa (Beijing), Rahel Jaeggi (Berlin), Hans Feger (Berlin), Regina Kreide (Grießen), Heiner Roetz (Bochum), Günter Zöller (München), and Stephan Gosepath (Berlin).

Papers were presented on topics like "Public Sphere and Globalization", "Democracy as a Form of Life", "Pluralism, Autonomy and Public Deliberation", and "The Open Society".

See the abstracts here [pdf].

Excerpts from a report by Mark Siemons in "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (October 13, 2014):

"In den Vorträgen gebrauchten mehrere chinesische Teilnehmer wie Jiang Yi von der Beijing Normal University das „alte China“, das keinen Öffentlichkeitsbegriff gekannt habe, als Abwehrformel. Und im Diskussionsteil attackierten einige der chinesischen Disputanten das Öffentlichkeitskonzept rundheraus als eine westliche Utopie, für die es in der chinesischen Tradition keine Entsprechung gebe. Keine dieser Stimmen nahm freilich auf einen der Vorträge Bezug, und keine reagierte anschließend auf die Erwiderungen, so dass der Eindruck einer bloßen Loyalitätsbekundung fürs Protokoll entstand. Mehrere deutsche Teilnehmer wie der Soziologe Hauke Brunkhorst und der Sinologe Heiner Roetz suchten in diesem symbolischen Ringen unterdessen nach Beispielen dafür, wie sich Chinesen auf das Öffentlichkeitsprinzip beriefen. Roetz, der in seinem Vortrag zeigte, dass China schon in der Achsenzeit Ansätze einer offenen Gesellschaft kannte, fürchtete, dass sich ein postdemokratischer Diskurs des Westens mit einem vordemokratischen in China verbinden könnte. 

Doch am Abend wehte ein anderer Wind. Han Shuifa von der Peking-Universität, der zuvor die Demokratisierung gefordert hatte, sagte, der Schutz der Öffentlichkeit sei nicht bloß ein Maskenwechsel wie bei der Sichuan-Oper, sondern verlange eine grundlegende Mentalitätsänderung. Dass er dies mit der Hoffnung auf das bevorstehende Vierte Plenum der Kommunistischen Partei verknüpfte, sollte wohl signalisieren, dass er die Begriffe nicht in Opposition zur Parteiherrschaft versteht, sondern innerhalb des durch sie gesetzten Rahmens. Viel Beifall bekam auch der Moralphilosoph Deng Xiaomang (Wuhan), der in China durch seinen öffentlichen Streit mit einem maoistischen Kollegen bekannt ist. Er zitierte mehrfach Staatspräsident Xi Jinping mit dessen Forderung, die Macht müsse im Käfig der Gesetze eingesperrt werden. Doch er sagte auch, dass die Verfassung in China nicht ausreichend definiert sei, so dass Leute, die bloß ihren Unmut äußern, Gefahr liefen, verhaftet zu werden. 

In der Diskussion meldeten sich viele Studenten freimütig zu Wort, die danach fragten, wie das klappen kann mit dem Schutz der Meinungsäußerung, mit einer funktionierenden Judikative, mit dem Einsperren der Macht. Das Zentrum der Anti-Öffentlichkeit – die Partei und ihre verschiedenen Geheim-haltungsringe – wurde hier nicht diskutiert. Doch der Schutzraum des durch die Partei legitimierten Sprachgebrauchs wurde zur Verhandlung von Themen genutzt, die weit über diesen hinausgingen. Man darf aus dem Schweigen, das einem aus der streng kontrollierten Öffentlichkeit des Festlands etwa zur Unterstützung Hongkongs entgegendröhnt, nicht schließen, dass die demokratischen Sehnsüchte in China verstummt sind."

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