Saturday, April 09, 2016

Neues Buch: "Sprache und Kritische Theorie"



Sprache und Kritische Theorie

Hrsg. von Philip Hogh & Stefan Deines

(Campus Verlag, 2016)

360 S.






Kurzbeschreibung

Welche Rolle spielt Sprache für eine kritische Theorie? Die Beiträger beantworten diese Frage vor dem Hintergrund gegenwärtiger Diskussionen in der Sprach- und Sozialphilosophie. Sie zeichnen so ein Bild epistemologischer, kommunikativer, sozialer und normativer Gefahren und Potenziale der Sprache.

Inhalt

Vorwort - Axel Honneth

Sprache und Kritische Theorie - Zur Einleitung - Philip Hogh & Stefan Deines 

Die der Gewalt vollständig unzugängliche Sphäre der Sprache. Über ein Denkmotiv Walter Benjamins - Johann Kreuzer 

Gesellschaftskritik als Sprachkritik? Von Benjamin und Adorno zu einer konflikttheoretisch gewendeten Anerkennungstheorie - Georg W. Bertram

Mitteilung und Mimesis. Zur Sprache der Kunst nach Benjamin und Adorno - Stefan Deines 

Ideologiekritik und Metaphorologie. Elemente einer philosophischen Sprachkritik bei Adorno und Blumenberg - Sebastian Tränkle

Hermeneutik des Leibes und der Vorrang des Objekts. Zur Bedeutung der Psychoanalyse für die Sprachtheorie der kritischen Theorie  - Julia König

Drei Arten der »Grenze des Propositionalen« - Jan Müller

Das Urteil in der Sprache - Alexander García Düttmann 

Mimetische Rationalität und materiale Inferenz: Adorno und Brandom - Jay M . Bernstein

Nicht alles und nicht nichts. Kommunikation bei Adorno und Habermas - Philip Hogh

Sprache in der Theorie von Jürgen Habermas - Stefan Müller-Doohm

Zur Versöhnung zweier Helden: Habermas und Hegel [Englisch] - Robert B . Brandom

Das Potential der Sprache. Adorno, Habermas, Brandom - Martin Seel

Sprachen der Anerkennung. Der Stellenwert der Sprache in der gegenwärtigen Kritischen Theorie - Hannes Kuch

Ausgewählte Forschungsbibliografie - Philip Hogh


Vorwort von Axel Honneth:

"Mit der kommunikationstheoretischen Wende, die Jürgen Habermas vor nunmehr beinahe vierzig Jahren der Kritischen Theorie gegeben hat, ist die Form und Verfasstheit unserer Sprache zu einem zentralen Gegenstand dieser heute maßgeblich von ihm repräsentierten Tradition geworden. Allerdings wäre es falsch, daraus zu schließen, die menschliche Sprache hätte seine  Vorgänger überhaupt nicht oder nur am Rande beschäftigt; von den frühen Texten Theodor W. Adornos und Walter Benjamins bis hin zu einigen Ausführungen des späten Max Horkheimer zieht sich eine kontinuierliche Linie durch das Schrifttum dieser Schule, an der unschwer zu erkennen ist,  dass  die  sprachliche  Verfasstheit unserer Beziehung zur Welt immer schon ein wesentlicher Gegenstand ihrer kritischen Bemühungen gewesen ist. Gewiss, die Stellung und die Rolle der Sprache hat sich im Laufe der intellektuellen Entwicklung der Kritischen Theorie erheblich verändert; galt sie in den Anfängen eher als das Medium, das uns aufgrund seiner begrifflichen Struktur einen qualitativen Zugang zur Wirklichkeit zu versperren droht, so wird sie mit Habermas kraft ihres kommunikationsstiftenden Vermögens zum Träger und Garanten moralischer Ansprüche unter den Menschen. Aber dieser Bedeutungswandel ändert nichts daran, dass die Beschaffenheit und der historische Zustand der menschlichen Sprache von Beginn an ein untergründiges Schlüsselthema der Frankfurter Schule gebildet hat: ob nun in Reflexionen über den angemessenen Stil der eigenen Schriften oder in sachbezogenen Abhandlungen, der Sprache waren viel mehr Arbeiten gewidmet, als man lange Zeit angenommen hatte. 
Es ist das große Verdienst der beiden Herausgeber des vorliegenden Bandes, Philip Hogh und Stefan Deines, den damit umrissenen Spannungsbogen zum Thema einer Konferenz gemacht zu haben, deren wesentliche Beiträge sich hier versammelt finden. Zum ersten Mal wird in diesem Sammelband, wenn ich es richtig sehe, die Sprache in ihrer vielfältigen Bedeutung für die Kritische Theorie im Gesamtzusammenhang erörtert; was bislang nur gesondert abgehandelt wurde, sei es die Begriffskritik Adornos, die Sprachmystik Benjamins oder die Diskursethik von Habermas, wird darin aufeinander bezogen und damit als ein Geflecht von untergründigen Querverweisen erkennbar. Was im Lichte einer solchen Zusammenschau zutage tritt, dürfte mit Blick auf die intellektuelle Geschichte der Kritischen Theorie tatsächlich etwas Neues beinhalten: dass nämlich die Sprache nicht einen beliebigen Gegenstand des einen oder anderen Vertreters der Frankfurter Schule  darstellt, sondern sie eines ihrer  thematischen Zentren bildet, weil sich an ihr wie an kaum einem anderen Medium die Möglichkeiten und Grenzen unserer Bemühungen um eine vernünftige Einrichtung der Welt spiegeln; an der jeweiligen Verfassung unseres sprachlichen Weltbezugs soll sich im Guten oder im Schlechten ablesen lassen, wie es um unsere gesellschaftlichen Beziehungen estellt ist. Es ist diese These, die die beiden Her­ausgeber in ihrer Einleitung als roten Faden benutzen, um daran Absicht und Inhalt des Bandes zu erläutern; die Umsicht und Genauigkeit, die sie dabei walten lassen, erübrigt es, ihren Ausführungen noch weitere einführende Bemerkungen zur Seite zu stellen. Mir bleibt nur, Philip Hogh und Stefan Deines an dieser Stelle für ihre Initiative zu danken; zudem dürfte es keine leichte Aufgabe gewesen sein, die Beiträge der von ihnen organisierten Konferenz kritisch durchzusehen und für den in unserer Reihe veröffentlichten Aufsatzband zusammenzustellen. Dessen Bedeutung für eine Vergewisserung über Aufgabe und Stand der Kritischen Theorie dürfte außer Frage stehen."

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