Wednesday, April 19, 2017

Habermas on the French election

In "Die Zeit" (April 20, 2017), an interview with Jürgen Habermas on the presidential election in France:

"Eine Umgruppierung der Kräfte ist überfällig"

Excerpt:

ZEIT: Gibt es Hoffnungsschimmer aus der Kultur und der geistigen Tradition dieser großen Nation?

JH: Aus dem schwülen und zerflatternden Defätismus von Michel Houllebecqs Roman Unterwerfung kann man wohl kaum Trost schöpfen. Ebenso wenig aus dem makabren Schauspiel von Intellektuellen, die auf ihrer Wanderung von links nach rechts den Kompass verloren haben. Frankreich hat dem modernen Europa mit den Meistern der Aufklärung, den philosophes von Voltaire bis Rousseau, nicht nur großartige intellektuelle Gestalten beschert. Ihre Texte haben eine unabhängige und selbstkritische Denkungsart hervorgebracht, die damals auch Kant, unseren bedeutendsten und politisch unbeirrbarsten Philosophen, von Grund auf geprägt hat. Dieser leidenschaftliche, intransigente, für Moden unanfällige Geist hat sich gerade in Frankreich bis in meine Generation erhalten – und zwar, wenn ich an Pierre Bourdieu, Jacques Derrida oder Michel Foucault denke, gerade bei denen, die die Dialektik der Aufklärung durchdacht haben, ohne deren Geist zu verraten. Diese öffentlichen Stimmen fehlen heute. Aber ich bin sicher, dass die inspirierten Jüngeren dabei sind, ihre Chance zu ergreifen.

Also published in "Le Monde" (April, 20, 2017), entitled "Une rupture dans l’histoire de la République".

See also Jürgen Habermas's talk on "Which Future for Europe?" (Berlin, March 16, 2017):
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