In the controversy between Peter Sloterdijk and Axel Honneth (see here), professor Christoph Menke has intervened with an article in "Die Zeit", October 15, in which he criticized Sloterdijk's latest book "Du mußt dein Leben ändern" (Suhrkamp Verlag, 2009). The article, entitled "Wahrheit - Nicht Stil", is not available online. [Update: Now available from Menke's homepage here].
Excerpts from Christoph Menke's article:
Der normative Anspruch, einander als Gleiche anzukennen, ist (so liest man in Sloterdijk's jüngstem Buch Du mußt dein Leben ändern) nur der faule Wunsch der "letzten Menschen" durch "Umverteilung von Endstations-errungenschaften" den Status quo der Durchschnittlichkeit zu bewahren: "Einschwenken in die Horizontale", "resignatio ad mediocritatem", Verkannt, ja verdrängt würde hier die "kulturübergreifend" gültige Tatsache, dass Gesellschaften durch eine "Vertikalspannung", mit oben und unten, Hohem und Niedrigem, bestimmt seien; verkannt würde die "Universalien der Leistungsrollen, der Statuserkennung und der Exzellenz". Verdrängt wird für Sloterdijk weiterhin, dass das Streben des Einzelnen dem Aufstieg in einer solchen vertikalen, hierarchischen Ordnung gilt. Der ethische Imperativ, unter dem wir stehen - "Du mußt dein Leben ändern", - besagt: "Beweise, daß dir der Unterschied zwischen Vollkommenem und Unvollkommenem nicht gleichgültig ist, führe uns vor, daß Leistung - Exzellenz, areté, virtù - für dich keine Fremdworte sind."
(....)
An dieser Stelle entwickelt Sloterdijk sein entscheidendes philosophisches Argument, das zugleich die gesamte derzeitige Polemik gegen den Sozialstaat auf den Punkt bringt. Denn hier führt Sloterdijk seine soziale Grundunterscheidung ein, die die Idee der Gleichheit als solche zu Fall bringen soll. Das ist nicht die Unterscheidung, ob man es auf dem Weg zur Vollkommenheit weiter oder weniger weit bringt. Es ist die Unterscheidung zwischen denen, die den Weg zur Vollkommenheit einzuschlagen bereit sind, die sich den harten Übungen unterziehen, die sie aus ihrem bisherigen Leben herausreißen und zu Tüchtigkeit, Leistung und Exzellenz führen, und denjenigen, die faul, blöde und unfähig im Gewöhnlichen verharren. Diese können nicht anerkannt werden; das Band der Gleichheit mit ihnen ist zerrissen. Denn nur durch Übung und Anstrengung macht man sich - selbst: macht man sich selbst zu einem Selbst. Wer sich nicht übt und anstrengt, wer den Imperativ der Exzellenz nicht hört oder nicht befolgt, verkennt daher nicht nur, was es heißt, ein Selbst zu sein. Er ist vielmehr kein Selbst mehr. Wie könnte er dann noch als ein Gleicher anerkannt werden? Wer sich nicht übt und anstrengt, wer faul, blöde und unfähig ist, hat sich selbst zu einem Nicht-Selbst gemacht: zu einem, den wir Überden nicht mehr anerkennen können. So sollten wir ihn dann auch behandeln. Den Gedanken der Exzellenz ernst zu nehmen bedeutet, so Sloterdijks Konsequenz, den Mut und die Kraft zur Exklusion der "Abgehängten" aufzubringen.
Christoph Menke is Professor for Practical Philosophy at Frankfurt University. He was associate professor at the New School for Social Research, New York, from 1997 to 1999. From 1999 to 2008, he was professor at the University of Potsdam. In 2000 Menke published a book on equality: "Spiegelungen der Gleichheit" (Akademie-Verlag, 2000), English translation: "Reflections of Equality" (Stanford Univesity Press, 2006). See a review here.
Peter Sloterdijk reads excerpts from his new book in Berlin's "Deutsches Theater" on November 1, 2009. Tickets here.
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