Friday, August 08, 2014

Seyla Benhabib on the Frankfurt School

"Blätter für deutsche und internationale Politik" (August, 2014) features Seyla Benhabib's speech to mark the 100th anniversary of Goethe University, Frankfurt am Main, June 4, 2014:

"Von Horkheimer zu Habermas und in die Neue Welt. Der ethisch-politische Horizont der Kritischen Theorie"

Excerpt:
"Eine der überraschendsten und unerwarteten Richtungsänderungen der Kritischen Theorie durch und nach Habermas war sicherlich die eingehende Auseinandersetzung mit dem Liberalismus von John Rawls und Ronald Dworkin. Im deutschen Kontext wird oftmals missverstanden, dass der politische Liberalismus in den Vereinigten Staaten keine Spielart des ökonomischen Liberalismus ist, sondern eine politische Philosophie des Sozialstaats der Nachkriegszeit. Er impliziert eine Form sozialstaatlich abgesicherter und demokratischer Wirtschaftspolitik, ja mehr noch: John Rawls‘ zweites Gerechtigkeitsprinzip, das „Differenzprinzip“, würde – wenn jemals institutionalisiert – zu der radikalsten Umverteilung von Reichtum und Neuordnung vieler öffentlicher und privater Institutionen führen. Darüber hinaus liefern uns die Arbeiten von Rawls und Dworkin die umfassendste philosophische Rechtfertigung konstitutionell verfasster liberaler Demokratien.

Ich habe mich oft gefragt: „Was wäre die Haltung Max Horkheimers zu diesen Denkern gewesen?“ Und meine Antwort war, mit Horkheimer gesprochen: „Im Gegensatz zum Irrationalismus versucht der Materialismus die Einseitigkeit des Analytischen aufzuheben, ohne es zu verwerfen.“ Es ist eine der größten Leistungen zeitgenössischer Kritischer Theorie, die Grenzen des Rawlsschen Paradigmas distributiver, umverteilender Gerechtigkeit aufzuzeigen, und es zu ergänzen mit Formen der Missachtung durch Ausgrenzung, die sich auf Geschlecht, Hautfarbe, Ethnizität und sexuelle Neigung beziehen."

Futher information on the event here.

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