Thursday, September 09, 2021

Habermas: The New Historians' Dispute

A short essay by Jürgen Habermas in the German "Philosophie Magazin" (6/2021, Oktober/November, pp. 10-11):

"Der neue Historikerstreit"


See also Jens-Christian Rabe's article on Habermas' essay in "Süddeutsche Zeitung" (September 10, 2021). 

Excerpt: "Seit einer guten Weile tobt eine Diskussion, die unter dem Namen Historikerstreit 2.0 firmiert. Das ist nicht ganz korrekt, aber auch nicht ganz falsch. Wie beim ersten Historikerstreit spielt die Frage nach der Vergleichbarkeit oder Unvergleichbarkeit des Holocaust eine zentrale Rolle. Diesmal allerdings unter etwas anderen Vorzeichen. Eher dem linken politischen Spektrum zuzuordnende Genozid-Forscher und Afrikawissenschaftler wie A. Dirk Moses, Michael Rothberg oder Jürgen Zimmerer kämpfen energisch für die These, dass die zentrale Rolle, die die Behauptung der Singularität des Holocaust in der deutschen Erinnerungskultur hat, einer angemessenen Beachtung der deutschen Kolonialverbrechen, etwa des Völkermords an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika zwischen 1904 und 1908, im Weg steht. Gegner dieser Überlegungen wittern Relativierung und linken Antisemitismus. Dass sich Jürgen Habermas, der wichtigste - linke - Protagonist des Historikerstreits 1.o in den Achtzigern und berühmteste lebende deutsche Philosoph, bislang dazu noch nicht zu Wort meldete, wurde zuletzt entsprechend oft bedauert. Nun ist es so weit. Anders als es viele Beobachter erhofft haben dürften, äußert sich der durchaus machtbewusste Habermas, der als öffentlicher Intellektueller auch scharf abkanzeln kann, nun allerdings - entgegen dem oft sehr polemischen Stil vieler Diskussionsteilnehmer der vergangenen Monate - sehr differenziert und genau, fast salomonisch. Man darf sich den 92-jährigen Philosophen als hellwachen, so kritischen wie emphatischen Beobachter der aktuellen Debatten um Identitätspolitik und Diskriminierung vorstellen."

Update:

See Dirk Moses's response in "Berliner Zeitung" (October 2, 2021): "Dialektik der Normalisierung".


No comments: