Friday, December 23, 2016

Cicero's list of most influential intellectuals

The top 10 of Cicero’s list of the most influential intellectuals in the German-speaking world (2016):

1. Martin Walser
2. Peter Sloterdijk
3. Peter Handke
4. Hans-Werner Sinn
5. Thilo Sarrazin
6. Jürgen Habermas
7. Alice Schwarzer
8. Elfriede Jelinek
9. Stefan Aust
10. Hans Magnus Enzenberger

From the rest of the list:

15. Alexander Kluge
18. Daniel Kehlmann
20. Herta Müller
70. Hartmut Rosa
71. Julian Nida-Rümelin
135. Hans Joas
183. Axel Honneth
251. Wolfgang Streeck


Monday, December 19, 2016

New Book on Property-Owning Democracy



Republic of Equals
Predistribution and Property-Owning Democracy

by Alan Thomas

(Oxford University Press, 2016)

472 pages




Description

The first book length study of property-owning democracy, Republic of Equals argues that a society in which capital is universally accessible to all citizens is uniquely placed to meet the demands of justice. Arguing from a basis in liberal-republican principles, this expanded conception of the economic structure of society contextualizes the market to make its transactions fair. The author shows that a property-owning democracy structures economic incentives such that the domination of one agent by another in the market is structurally impossible. The result is a renovated form of capitalism in which the free market is no longer a threat to social democratic values, but is potentially convergent with them. It is argued that a property-owning democracy has advantages that give it priority over rival forms of social organization such as welfare state capitalism and market socialist institutions. The book also addresses the currently high levels of inequality in the societies of the developed West to suggest a range of policies that target the "New Inequality" of our times. 

Contents [preview]

Introduction

1. Rawls, Republicanism and Liberal-Republicanism
2. Justice, Pareto and Equality
3. G. A. Cohen's Neo-Marxist Critique of Rawls
4. Three Forms of Republican Egalitarianism
5. A Liberal-Republican Economic System
6. Rawls's Critique of Welfare State Capitalism
7. Property-Owning Democracy Versus Market Socialism
8. Towards a Pluralistic Commonwealth
9. Classical Liberalism and Property-Owning Democracy
10. A Realistic Utopianism?
11. Inequality and Globalization
Conclusion: Nothing is Obvious

Alan Thomas is Professor of Ethics at the University of York. He is the author of "Value and Context: The Nature Of Moral And Political Knowledge" (Oxford University Press, 2006), "Bernard Williams" (Cambridge University Press, 2007), and "Thomas Nagel" (Routledge, 2008).

See also some of Alan Thomas's papers: 

* "Liberalism, Republicanism and the Idea of an Egalitarian Ethos" [pdf]

* "Rawls, Piketty and the New Inequality"

* "Rawls and Political Realism: Realistic Utopianism or Judgement in Bad Faith?" [pdf]

* "What Does A Liberal Society Demand Of Its Citizens?"


Alan Thomas is running a blog "ethicssocialphilosophy".


My previous blog posts on property-owning democracy here and here.

Friday, December 16, 2016

Habermas on Communicative Reason (new interview)

The recent issue of ”Deutsche Zeitschrift für Philosophie” (vol. 64 no. 5) contains an interview with Jürgen Habermas on his concept of communicative reason – ”kommunikative Vernunft”. 

The interview is conducted by Professor Christoph Demmerling (Jena) and Professor Hans-Peter Krüger (Potsdam).

Abstract in English:

Jürgen Habermas explicates the concept of communicative reason. He explains the key assumptions of the philosophy of language and social theory associated with this concept. Also discussed is the category of life-world and the role of the body-mind difference for the consciousness of exclusivity in our access to subjective experience. as well as the role of emotions and perceptions in the context of a theory of communicative action. The question of the redemption of the various validity claims as they are associated with the performance of speech acts is related to processes of social learning and to the role of negative experiences. Finally the interview deals with the relationship between religion and reason and the importance of religion in modern, post-secular societies. Questions about the philosophical culture of our present times are discussed at the end of the conversation.

Excerpts from the interview:

Demmerling: (……) Versucht man, sich Ihr philosophisches Werk als Ganzes vor Augen zu führen, wird schnell deutlich, dass Sie Theorieangebote aus beinahe allen Strömungen der Philosophie aufgegriffen haben, um auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Fragen und Probleme im Rahmen einer Philosophie der kommunikativen Vernunft miteinander zu verbinden. Bei aller Heterogenität des von Ihnen verwendeten Materials: Gibt es so etwas wie eine ursprüngliche Einsicht, die alle anderen Einflüsse überstrahlt?

Habermas: Der heroische Gestus des einen tiefen Gedankens gehört zum fatalen deutsch-platonischen Erbe, mit dem meine Generation gebrochen hat. Man kann heute eine „Theorie aus einem Guss“ nicht mehr erwarten. (…….)

Wenn man nach einem Angelpunkt sucht, bildet natürlich der pragmatische Begriff der kommunikativen Vernunft den Kern alles Weiteren. Die Vernunft differenziert sich nach den deskriptiven, normativen und expressiven Modi der Verwendung von Aussagen. Die Einheit dieser differenzierten Vernunft stellt sich nur über die Verständigungsabsicht operativ, also im Vollzug der Kommunikation her. Ich sage Verständigungsabsicht, weil ohne die Orientierung am Ziel des Einverständnisses die Produktivkraft der Negation ihre Arbeit nicht tun könnte. Die einigende Kraft des Diskurses bewährt sich über Negationen von Negationen. Denn was wir „Vernunft“ nennen, besteht im Gebrauch der Vernunft. Dabei bilden Gründe die Münzen, in denen sich die Vernunft gewissermaßen auszahlt. Bei aller gebotenen Differenzierung zwischen den je nach Geltungsanspruch spezifischen Begründungsmustern sorgt der diskursive Austausch von Gründen für ein Kontinuum, das sogar die Verbindung zwischen theoretischer und praktischer Vernunft nicht ganz abbrechen lässt – obwohl beide nicht mehr in den metaphysischen und theologischen Grundbegriffen wie „Sein“, „Logos“ oder „Gott“ miteinander verklammert werden können. Mir fällt auf, dass die „kommunikative“ oft mit der „praktischen“ Vernunft verwechselt wird. Ich habe jedoch die „kommunikative Rationalität“ über die genannten Modi und Geltungsansprüche sprachtheoretisch als den umfassenderen Begriff eingeführt. Von diesem Begriff ausgehend, dienen mir sodann die Kommunikationsmodi als Leitfaden, um die ontologischen, sozialontologischen und subjekttheoretischen Voraussetzungen für Referenzen, also für die Bezugnahmen auf etwas in der objektiven, sozialen und subjektiven Welt, aufzuklären. Auf der anderen Seite führt die Analyse der Geltungsansprüche und der diskurstypischen Begründungsmuster zu den klassischen Fragen der Wahrheits- und der Erkenntnistheorie, der Moral- und Rechtstheorie sowie der Theorie der Gefühle, der ästhetischen Ausdrucksformen usw.

Demmerling: Was mich noch interessieren würde, ist Ihre Einschätzung der aktuellen Lage der Philosophie. Was sind die aus Ihrer Sicht maßgeblichen philosophischen Entwicklungen der letzten Jahre? (……)

Habermas: Das philosophische Klima hat sich geändert, nicht die Qualität der Arbeiten. Ich sehe viele produktive Untersuchungen – bei Ihren eigenen angefangen. Aber mit den Veröffentlichungen der jüngeren Kollegen, die ich auch in dieser Zeitschrift mit Interesse verfolge, bin ich doch nicht mehr ausreichend vertraut. Ein verallgemeinerndes Urteil traue ich mir nicht zu. Obwohl ich selbst kein Vorbild für lupenreine Professionalisierung bin, habe ich ja die Kleinteiligkeit der Analyse nicht gescheut; denn nichts kann die Philosophie mehr in Verruf bringen als rhetorisch ansteckende, aber argumentationsarme und assoziationsreiche Stichwortsynthesen. Das Gegenmittel ist weder die Patentierung des Berufsnamens noch eine Art der Verwissenschaftlichung, die die Disziplin in den begriffsanalytischen Hilfsdiensten für die Kognitionswissenschaften aufgehen lässt. Die wissenschaftliche Denkungsart macht aus der Philosophie keine Wissenschaft unter anderen. Jedenfalls solange nicht, wie sie sich ihrer eigentlichen Aufgabe, mit einem langen Gedächtnis zur Welt- und Selbstverständigung der Gegenwart beizutragen, bewusst bleibt. Dafür ist es hilfreich, sich daran zu erinnern, dass wir als Philosophen Zeitgenossen der Junghegelianer geblieben sind – und nicht des 17. Jahrhunderts.

Ich kann niemandem einen Rat geben, aber als (zu?) alt gewordener Kollege eine Erfahrung mitteilen. Angelsächsische Kollegen aus meiner Generation wie Donald Davidson, Ronny Dworkin, Dick Bernstein, Tom McCarthy, Tom Nagel, Hilary Putnam, John Rawls, Dick Rorty, John Searle, Chuck Taylor oder Bernard Williams haben uns in Frankfurt nicht deshalb besucht, und sie haben sich auch nicht deshalb für die Arbeiten von Karl-Otto Apel, Dieter Henrich, Friedrich Kambartel, Robert Spaemann, Michael Theunissen, Ernst Tugendhat und anderer Kollegen interessiert, weil wir, die die deutsche Philosophie erst für die angelsächsische geöffnet haben, nur noch über den Kanal oder den Atlantik geschaut hätten. Man muss voneinander lernen können. Ich vertraue auf meine Reputation, für Nationalismus unanfällig zu sein, wenn ich an die Selbstverständlichkeit erinnere, dass der sogenannte deutsche Idealismus, der von Kant bis Marx reicht, immer noch unausgeschöpfte Anregungspotentiale enthält. Freilich sollten wir ebenso wenig vergessen, dass der amerikanische Pragmatismus der einzige demokratische Zweig des Junghegelianismus gewesen ist.