In ”Neue Zürcher Zeitung” (January 27, 2022), Stefan Müller-Doohm reviews “Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit?” (Nomos, 2021) and Jürgen Habermas’ contribution ”Überlegungen und Hypothesen zu einem erneuten Strukturwandel der politischen Öffentlichkeit”:
”Rückzug in den geschlossenen Raum”
Vor sechzig Jahre analysierte Jürgen Habermas den Strukturwandel der Öffentlichkeit. Nun nimmt er die neuen Medien in den Blick
Excerpts:
Die ”Überlegungen und Hypotesen” des 92-jährigen Philosophen vermeiden es bewusst, noch einmal die historischen, soziologischen und politischen Befunde des Buches [”Strukturwandel der Öffentlichkeit” (1962)] zu rekonstruieren oder zu kommentieren. Vielmehr besticht Habermas auf den gut dreissig Seiten zum Abschluss des Bandes dadurch, dass er sich den gegenwärtingen Forschungsstand zu eigen macht und daraus die Argumente für eine eigene Diagnose über einen neuen Strukturwandel von Öffentlichkeit und Medien bezieht. Woran er festhält, ist das normative Konzept von Öffentlichkeit, verstanden als ”inklusiven Raum für eine diskursive Klärung konkurrierender Ansprüche auf Wahrheitsgeltung”. (…..)
Mit diesem Verweis auf den grundsätzlich ”agonalen Charakter” öffentlicher Debatten stellt Habermas klar, dass ihm nicht die Stimmenvielfalt in den Netzwerken sozialer Netzwerke Stein des Anstosses ist. Gravierender sei der Rückzug in den geschlossenen Raum einer kommunikativen Blase. Diese selbstreferenzielle Kommunikation in Echokammern von Gleichgesinnten gehe auf Kosten des demokratischen Meinungs- und Willensbildungsprozesses, der aus einer ”Flut von Dissensen (besteht), die von der wahrheitsorientierten Suche der Bürger nach rational akzeptablen Entscheidungen immer wieder von neuem aufgewühlt wird”.
No comments:
Post a Comment