Keynote lecture by professor Axel Honneth at the 23rd Congress of the German Association of Educational Science (DGfE), March 12, 2012:
"Erziehung und Freiheit. Ein vernachlässigtes Kapitel der Gerechtigkeitstheorie?"
[Honneth's lecture, 60 minutes]
The first 66 minutes: Introductions by Hans-Rüdiger Müller, Thomas Greiner, Christine Hawighorst, Boris Pistorius, Martina Blasberg-Kuknke, and Werner Thole.
A shorter of Honneth's lecture is published in "Die Zeit" (June 14, 2012), titled "Die Schule der Demokratie".
Excerpts
"Im politisch-philosophischen Diskurs der Moderne haben fast alle Demokratietheoretiker von Rang einen systematischen Beitrag zur Erziehungslehre verfasst; die Pädagogik wurde als Zwillingsschwester der Demokratietheorie begriffen. Deshalb war die Idee des "guten Bürgers" keine Leerformel bei Festreden. Sie wurde als praktische Herausforderung verstanden, der man sich durch den Entwurf, ja die experimentelle Erprobung geeigneter Schulformen gewachsen zeigen musste.
Heute dagegen ist die Verknüpfung von Demokratie- und Erziehungskonzept, von politischer Philosophie und Pädagogik, zerrissen. Die Demokratietheorie schweigt sich über die erzieherische Seite ihres Geschäftes weitgehend aus, weder Überlegungen zu schulischen Methoden noch zum Lehrplan sind in ihr noch aufzufinden. Jede Vorstellung davon, dass eine vitale Demokratie durch Bildungsprozesse ihre eigenen kulturellen und moralischen Bestands-voraussetzungen stets wieder erst erzeugen muss, ist der politischen Philosophie abhandengekommen." [......]
"Soll die Schule erneut diejenigen Verhaltensweisen erzeugen, die für die Demokratie lebensnotwendig sind, so muss sie statt auf einseitige Vermittlung von moralischen Prinzipien viel stärker auf die Eingewöhnung in eine Kultur der Assoziation setzen. Nicht das Erlernen von individuellen Grundsätzen richtigen Handelns, sondern das Einüben von Perspektivübernahme und moralischer Initiative bilden für Durkheim und Dewey den Königsweg, auf dem der Unterricht zur Erneuerung der Demokratie beitragen kann."
"Erziehung und Freiheit. Ein vernachlässigtes Kapitel der Gerechtigkeitstheorie?"
[Honneth's lecture, 60 minutes]
The first 66 minutes: Introductions by Hans-Rüdiger Müller, Thomas Greiner, Christine Hawighorst, Boris Pistorius, Martina Blasberg-Kuknke, and Werner Thole.
A shorter of Honneth's lecture is published in "Die Zeit" (June 14, 2012), titled "Die Schule der Demokratie".
Excerpts
"Im politisch-philosophischen Diskurs der Moderne haben fast alle Demokratietheoretiker von Rang einen systematischen Beitrag zur Erziehungslehre verfasst; die Pädagogik wurde als Zwillingsschwester der Demokratietheorie begriffen. Deshalb war die Idee des "guten Bürgers" keine Leerformel bei Festreden. Sie wurde als praktische Herausforderung verstanden, der man sich durch den Entwurf, ja die experimentelle Erprobung geeigneter Schulformen gewachsen zeigen musste.
Heute dagegen ist die Verknüpfung von Demokratie- und Erziehungskonzept, von politischer Philosophie und Pädagogik, zerrissen. Die Demokratietheorie schweigt sich über die erzieherische Seite ihres Geschäftes weitgehend aus, weder Überlegungen zu schulischen Methoden noch zum Lehrplan sind in ihr noch aufzufinden. Jede Vorstellung davon, dass eine vitale Demokratie durch Bildungsprozesse ihre eigenen kulturellen und moralischen Bestands-voraussetzungen stets wieder erst erzeugen muss, ist der politischen Philosophie abhandengekommen." [......]
"Soll die Schule erneut diejenigen Verhaltensweisen erzeugen, die für die Demokratie lebensnotwendig sind, so muss sie statt auf einseitige Vermittlung von moralischen Prinzipien viel stärker auf die Eingewöhnung in eine Kultur der Assoziation setzen. Nicht das Erlernen von individuellen Grundsätzen richtigen Handelns, sondern das Einüben von Perspektivübernahme und moralischer Initiative bilden für Durkheim und Dewey den Königsweg, auf dem der Unterricht zur Erneuerung der Demokratie beitragen kann."
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